Singer/ Songwriter
Songs:
Brüder seht die rote Fahne / Hold the fort!
Im Ruhrgebiet, da liegt ein Städtchen
Internationale der Rotgardisten
Sozialdemokratischer Parteitag 1921
...Der Begriff des Kampflieds bezeichnet nicht nur Lieder, die direkt zum Kampf gegen oder für etwas aufrufen, sondern auch Lieder der Klage, der Anklage und Trauer wie Unsterbliche Opfer (1919), Leuna-Lied (1920) oder Der kleine Trompeter (1925). Trauerndes Gedenken wie aggressives Herausfordern können gleichermaßen über Emotionen aktivieren, manchmal gar, wie beim Einheitsfrontlied von Brecht und Eisler, zu Nachdenken und "eingreifendem Denken". Meist gibt es Schlüsselwörter: Freiheit oder Tod, Fahne und Vaterland, Frieden und Brüderlichkeit, und Schlüsselklänge: Marschpunktierungen und appellierender Quart-Auftakt. Letztere rühren eine archaische psychisch-soziale Tiefenstruktur an. Vor allem daraus entsteht die viel berufene Macht der Musik.
Das Kampflied ist eine besonders deutlich in die politisch-sozialen Auseinandersetzungen einbezogene Gattung politischer Musik. Kampflieder sind jeweils spezifischen Strömungen, Institutionen oder Kollektiven zugeordnet. Sie wirken als Ausdruck und zur Bekräftigung von Gruppenidentitäten und dienen der Propaganda und Agitation zwischen Überwältigen, Überreden und Überzeugen. Kampflieder sind eingebettet in organisatorische Strukturen und übergreifende Vorgänge wie Demonstrationen und Feste im Freien. Gesungen oder gespielt werden sie aber auch in geschlossenen Räumen bei größeren oder kleineren Veranstaltungen, die eine Mischung aus Kundgebung und Konzert sind. Bei Demonstrationen ergänzt instrumentale Musik von Trommler- und Pfeiferkorps, Schalmeienkapellen, Spielmannszügen und Blasorchestern das Singen, teils als Begleitung, teils eigenständig und dann oft mit Marschmusik oder instrumentalen Versionen der Lieder.
Politische Gruppierungen und Parteien traten häufig martialisch und uniformiert auf. Die militaristische Mentalität des Wilhelminischen Reiches, verstärkt durch den Weltkrieg, wirkte als unheilvolles Erbe über politische Fronten und über das Ende der bürgerkriegsähnlichen Situation 1923 hinweg weiter und ließ Uniformen, "schneidiges" Auftreten, diszipliniertes Marschieren, Radfahrer- und Lastwagenkolonnen sowie theatralisch-militärische Requisiten wie Fahnen, Banner oder Fackeln besonders attraktiv erscheinen, und das nicht nur bei den Rechten.
Es können zwei Hauptgruppen unterschieden werden: "Massenlieder" wie das Einheitsfrontlied, die, kollektiv gesungen, primär für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt sind, sowie Agitprop-Lieder wie das Bankenlied oder Seifenlied, die eher für die Aufführung durch kleinere Gruppen oder Einzelne geeignet sind. Der Herkunft und Entstehung nach waren die Kampflieder entweder neu komponierte Lieder oder sogenannte Kontrafakturen, d. h. Lieder auf vorhandene Melodien, denen ein neuer Text gegeben wurde. Letzteres überwog. Denn eine bereits bekannte Melodie muss nicht erst erlernt werden. Ihre Bekanntheit, Vertrautheit und Popularität färbt zudem auf das zu Vermittelnde ab. Und weil die Melodie geläufig ist, kann sich die Aufmerksamkeit auf die politische Botschaft des Textes konzentrieren...
Aus: Bundeszentrale für politische Bildung: Politische Kampflieder