Singer/ Songwriter
Übersetzt in der Festung Ansbach im Januar 1920. Die neue Übertragung schien angesichts der sprachlich vielfach ganz unzulänglichen Formulierung des in Deutschland zumeist gesungenen Textes notwendig. Leider gelang es nicht, den vorliegenden Versuch rechtzeitig aus dem Gefängnis herauszuschmuggeln, um ihm die Aufnahme in revolutionäre Liederbücher zu sichern und damit die Verdrängung des offiziellen Textes zu bewirken.
Die Übertragung hält sich in den ersten drei Strophen eng an den französischen Wortlaut.
Die vierte Strophe, die sich im Original mit der Kritik der Monarchien beschäftigt und zum Sturz der Könige aufruft, wurde als für Deutschland überholt gestrichen und durch einen neuen Text des Verfassers ersetzt.
Erwacht, im Erdenrund ihr Knechte!
Erwacht aus Hunger, Qual und Fron!
Im Erdkern grollen Eure Rechte,
zum Endkampf auf, zur Rebellion!
Räumet auf mit eisernem Besen!
Sklaven all, erwacht! Erwacht!
Sind wir bis heute nichts gewesen,
jetzt wollen wir die ganze Macht!
Leuchtend glühn die Fanale!
Zum Kampf! Der Würfel fällt!
Die Internationale
erstürmt, befreit die Welt!
Wir brauchen keines Gotts Verzeihen,
wir brauchen keines Kaisers Rat.
Das Volk muss selber sich befreien.
Sei einig, Proletariat!
Mag der Reiche selber Diebe greifen,
mag er selber Kerker baun!
Lasst uns die eigenen Äxte schleifen.
Das Eisen glüht, jetzt lasst uns haun!
Vom Staat und vom Gesetz betrogen
in Steuerfesseln eingeschnürt
so wird uns Gleichheit vorgelogen
vom Reichen, der kein Elend spürt
Lang genug ertrugen wird die Knechtung
Länger fügen wir uns nicht
Erkämpft statt Pflichten bei Entrechtung
das gleiche Recht bei gleicher Pflicht
Lasst los die Hebel der Maschinen
Zum Streik heraus aus der Fabrik
Dem Werk der Zukunft lasst uns dienen
der freien Räterepublik
Nieder mit der Vaterländer Grenzen
Nieder mit dem Völkerkrieg!
Der Freiheit Morgenfarben glänzen.
Die rote Fahne führt zum Sieg!
Text: Erich Mühsam – Musik: auf die Melodie der Internationale , 1871